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Kita des Monats

In dieser Rubrik stellt die LaNa regelmäßig eine sächsische Kindertagesstätte vor, die sich auf den Weg zur "Nachbarsprache von Anfang an!" begeben hat oder bereits Angebote der Nachbarsprache und -kultur im Kita-Alltag unterbreitet. Erfahren Sie von den unterschiedlichen Anlässen und Motivationen, sich dem Thema Nachbarsprachvermittlung zu öffnen, lesen Sie von Projektideen und Angebotsbeispielen oder wie grenzüberschreitende Kita-Partnerschaften nach Polen und Tschechien entstehen und mit gemeinsamen Erlebnissen gestaltet werden.

Kindertagesstätte Przedszkole Miejskie nr. 2 aus Gubin

Die Przedszkole Miejskie Nr. 2 ist der zweitälteste Kindergarten im polnischen Gubin. Er wurde 1946 gegründet und befindet sich seit 1948 in einer schönen Villa aus der Vorkriegszeit, die von einem Park umgeben ist. Der Park wurde in einen Spielplatz umgewandelt. Hinter der Villa befand sich früher ein Weinberg und am Eingangstor ein Brunnen, dessen Fundamente noch zu sehen sind. Dies ist einer der Orte auf dem Spielplatz, die Kinder gerne auf eigene Faust erkunden. Schließlich verbergen die Fundamente ein Geheimnis. In der Villa selbst gibt es noch mehr solcher Geheimnisse: Eine breite Holztreppe, Stuck, eine Glasdecke, sehr hohe Wände. Wenn man die Schwelle des Kindergartens überschreitet, fühlt man sich wirklich ein bisschen wie in einem Märchen, und das nicht nur wegen der einzigartigen Einrichtung. Im ersten Stock befindet sich in einem der Räume ein magischer, interaktiver Teppich, auf dem die Kinder wunderbare Abenteuer erleben können, die von Bewegungsspielen bis hin zu Lernspielen reichen.

Grenzüberschreitende Kita-Partnerschaft

Der Zauberteppich und die Spielzeuge sind auch besonders attraktiv für die Kinder des befreundeten Kindergartens des Naëmi-Wilke-Stifts aus Brandenburg, die die Einrichtung in Gubin regelmäßig besuchen. Die grenzüberschreitende Kooperation zwischen den Kindergärten besteht bereits seit 2017.

Vorher hatte der polnische Kindergarten eine sehr erfolgreiche, 20-jährige grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit dem Kindergarten Haus der Familie aus Guben. Diese Kooperation mündete in ein gemeinsames Interreg-Projekt Brandenburg-Polen.  Im Rahmen des Projektes konnte der Gubener Kindergarten u.a. einen Spielplatz mit neuen Geräten ausstatten. Das gemeinsame Projekt wurde mit dem Preis für gute grenzüberschreitende Zusammenarbeit ausgezeichnet. Die Preisverleihung fand im Marschallamt in Zielona Góra statt und wurde von den deutschen und polnischen Partnern gemeinsam entgegengenommen. Die Einrichtungen besuchten sich regelmäßig gegenseitig, die Kinder traten gemeinsam beim Fest Frühling an der Neiße auf, polnische und deutsche Pädagogen trafen sich zu Beginn des Jahres und planten Aktivitäten für das Jahr. Für diese Treffen erhielten die Kindergärten außerdem finanzielle Unterstützung vom Deutsch-Polnisches Jugendwerk (DPJW). Leider musste die Zusammenarbeit aufgrund von Umstrukturierungen in der deutschen Einrichtung ausgesetzt werden.

Dorota Pawlik, die langjährige Leiterin des Gubiner Kindergartens, für die die Zusammenarbeit mit einer deutschen Einrichtung in der Grenzregion etwas ganz Natürliches und Spanendes ist, bemühte sich, eine neue Partner-Kita zu finden. Sowohl das pädagogische Team als auch die Eltern unterstützten die Suche nach einem neuen Partner, da sie sahen, wie viel der grenzüberschreitende Kindergartenaustausch den Kindern bringt. Seit acht Jahren hat der Kindergarten nun einen neuen Partner, mit dem er sich regelmäßig trifft, abwechselnd in Guben und Gubin.

Worauf freuen sich die polnischen Kinder am meisten?

Frau Pawlik lacht: „Auf die Spielzeuge natürlich!“ und ergänzt: „Am Anfang konnten unsere Kinder nicht verstehen, dass sie einfach so zwischen den Gruppen herumlaufen können, denn in unserer Einrichtung gibt es ein geschlossenes Gruppenkonzept.“ Den Eltern hingegen mussten die Mitarbeitenden erklären, dass man in Deutschland bei jedem Wetter nach Draußen geht, weshalb ihre Kinder mit sichtbaren Spuren an der Kleidung vom Austausch in Guben zurückkehrten.

Und worauf freuen sich die deutschen Kinder am meisten?

„Unsere Gäste sind sehr angetan von dem Zauberteppich, aber natürlich auch von den Spielzeugen, vor allem von denen, die sie nicht in ihrer Einrichtung haben.“ erklärt Frau Pawlik und fügt hinzu: „Kinder, die zu uns kommen, „bestellen“ bei uns sogar schon vorab einen speziellen Nachtisch, den sie besonders gerne mögen. Meistens ist es Götterspeise (auf Polnisch galaretka) oder Pudding (budyń), den die Köchinnen speziell für sie zubereiten.“

Insgesamt besuchen 120 Kinder im Alter von 3-6 Jahren die Einrichtung. Drei der Kinder sind deutschsprachig und ihre Eltern bringen sie aus Guben in den Kindergarten. Es sind Kinder aus polnisch-deutschen Familien. Für die Eltern ist es wichtig, dass die Kinder mit der polnischen Sprache gleichberechtigt der deutschen Sprache Kontakt haben. „Die Kinder lernen im Kindergarten Polnisch und gehen in Deutschland in die Grundschule, aber sie haben schon eine gute Basis“, erklärt Frau Pawlik und ergänzt: „Wir hatten einmal ein Kind aus Deutschland in unserer Einrichtung, dessen Familie ausschließlich deutschsprachig war. Für seine Großmutter, die ihn aus dem Kindergarten brachte und abholte, war es wichtig, dass es Polnisch lernt, weil es in einer Grenzregion lebt.“

Englisch und/oder Deutsch?

Der Kindergarten in Gubin bietet auch Englisch als Begegnungssprache an. Auch deutschsprachige Angebote wollte die Kita in der Einrichtung integrieren. Die lange Suche nach einer muttersprachlichen Person, die die Arbeit mit den Kindergartenkindern übernimmt, ist bisher ohne Erfolg geblieben. Es gab sogar eine Elterninitiative, die sich explizit für Deutsch anstatt Englisch einsetzte! Das gegenwärtige Problem ist, dass man, um die Sprache in der Kita anzubieten, gleichzeitig einen pädagogischen Abschluss haben muss, d. h. ein entsprechendes Studium nachweisen muss. Die Kenntnisse der Sprache allein reichen leider nicht aus.

Kinder im Nachbarsprachbad Deutsch

Seit Januar 2025 nimmt der Kindergarten gemeinsam mit der Partner-Kita aus Deutschland an dem Projekt Sprachbrücke Euroregion Spree-Neiße-Bober teil, das von Interreg Brandenburg-Polen kofinanziert wird. Im Rahmen des Projekts werden die Vorschulgruppen einmal wöchentlich von Pani Laura, einer Sprachbegleiterin, besucht, für die Deutsch ihre Muttersprache ist. Pani Laura spricht mit den Kindern Deutsch nach der Methode der Sprachimmersion. Für die Kinder ist es klar: „Pani Laura spricht nur Deutsch!“. Sowohl die Lehrkräfte als auch die Eltern sehen in dem Projekt eine große Chance, die Sprache des Nachbarn nun auf ganz natürliche Weise zu lernen. Schließlich sollte die Zweisprachigkeit zur Landschaft einer Grenzregion ganz einfach dazugehören!

Die Landesstelle Nachbarsprachen dankt Frau Pawlik von der Przedszkole Miejskie Nr 2 aus Gubin für ihre Beitrag aus dem märchenhaften Kinderhaus und die Einblicke in die Arbeit mit der Nachbarsprache Deutsch im polnischen Kita-Alltag.