Nachbarsprachen in Kitas in Sachsen
Informationen für Eltern und FamilienMit der Nachbarsprache aufwachsen - ein Kinderspiel!
Ihr Kind bringt von Geburt an beste Voraussetzungen für ein mehrsprachiges Aufwachsen mit und ist von Klein auf in der Lage, sich mehrere Sprachen spielerisch zu erschließen. Neugierig beobachtet es Mimik und Gestik und hat Freude daran neue KIänge zu entdecken und mit Inhalten zu verknüpfen. Eine Sprache zu lernen und unvoreingenommen auszuprobieren, ist für Ihr Kind im wahrsten Sinne des Wortes ein „Kinderspiel“.
Kinder entwickeln ihre kognitiven und sprachlichen Fähigkeiten am besten
- in der Interaktion mit ihrer Umwelt,
- im Dialog mit für sie emotional bedeutsamen Bezugspersonen als (mutter-)sprachliche Vorbilder und
- im Spiel mit Gleichaltrigen.
Sie erleben dabei, dass das Verstehen und Sprechen ihrer Sprache(n) bedeutsam für ihr eigenes Handeln im Alltag ist.
Das gilt für die Muttersprache ebenso wie für jede andere Sprache, also auch für die Nachbarsprache Polnisch bzw. Tschechisch. Je länger, intensiver und vielfältiger Ihr Kind in eine (andere) Sprache „eintauchen“ kann und je besser die Qualität des sprachlichen Inputs ist, desto nachhaltiger bilden sich (mehr-)sprachliche Kompetenzen heraus und Ihr Kind profitiert in seiner Gesamtentwicklung:
- Im Kindergartenalter werden im Gehirn noch vermehrt Vernetzungen und Strukturen ausgebildet, die unter anderem eine akzentfreie Aussprache begünstigen. Schon ab dem Schuleintritt geschieht das nur noch eingeschränkt.
- Kinder, die von Klein auf mit zwei oder mehreren Sprachen aufwachsen, haben nicht selten in ihrer geistigen Entwicklung Vorsprung gegenüber ihren Altersgenossen (abstraktes Denkvermögen, Ausdauer, Flexibilität, Einfühlungsvermögen, Sprachbewusstheit …)
Grenzregion - ein besonderer Lernort!
Ihr Kind wächst hier in einer Umgebung auf, die in besonderer Weise von Mehrsprachigkeit geprägt ist: Nachbarsprache und –kultur gehören zum alltäglichen Lebensumfeld Ihres Kindes. Es erlebt Sprache und Kultur des Nachbarlandes in der authentischen Kommunikation mit MuttersprachlerInnen – beim gemeinsamen Spiel mit Gleichaltrigen, durch die Betreuung durch MuttersprachlerInnen im Kita-Alltag, beim Einkaufen …
- Sprachliche und kulturelle Vielfalt werden von Klein auf als Normalität erlebt – Ihr Kind entdeckt Gemeinsamkeiten und Unterschiede und lernt, damit umzugehen.
- Ausflüge in das Nachbarland bieten Ihrem Kind die Gelegenheit, Gelerntes anzuwenden. Die Erfahrung, dass sich Mehrsprachigkeit lohnt, motiviert und schafft wichtige Grundlagen für den weiteren Bildungsweg.
Polnisch / Tschechisch - Zukunftssprachen!
Die bereits in der Kita erworbenen nachbarsprachigen und interkulturellen Kompetenzen bilden eine gute Basis für den weiteren Bildungsweg und können den Kindern interessante Berufs- und Lebensperspektiven eröffnen:
- Beginnt Ihr Kind schon im Kindergarten eine Nachbarsprache zu lernen, kann es zum Schulabschluss bereits auf mehr als 10 Jahre Mehrsprachigkeitserfahrung zurückblicken.
- (Nicht nur) in der Grenzregion werden in zunehmendem Maße Menschen gebraucht, die in der Lage sind, erfolgreich mit den Nachbarn zu kommunizieren, mit ihnen zusammen zu leben und zu arbeiten.
- Mit Tschechisch- oder Polnisch-Kenntnissen in den Bewerbungsunterlagen verfügen Sie oft über ein Alleinstellungsmerkmal, das Ihnen Vorteile auf dem Arbeitsmarkt (nicht nur in der Grenzregion) verschafft.
- Ihr Kind kann später auf den im Gehirn angelegten Strukturen beim Lernen weiterer Sprachen aufbauen. Besonders gilt dies für die Verständigung in weiteren slawischen Sprachen.
Was ist das?
Mit dem Begriff „frühe nachbarsprachige Bildung“ fassen wir alle Aktivitäten in der pädagogischen Arbeit einer Kita zusammen, die dazu anregen, dass sich Kinder ihr natürliches mehrsprachiges Lebensumfeld in der Grenzregion mit seinen sprachlichen und (inter-) kulturellen Besonderheiten spielerisch erschließen können – kurz: die dazu dienen, die Kinder frühzeitig an Sprache und Kultur des Nachbarlandes heranzuführen.
Es geht dabei nicht vordergründig darum, dass die Kinder die Nachbarsprache Polnisch oder Tschechisch als Zweitsprache bzw. als Fremdsprache erlernen und schon gar nicht um die Installierung zusätzlicher Sprachkurse in der Kita.
Vielmehr geht es im Sinne des Sächsischen Bildungsplans für Kitas darum, im Kita-Alltag vielfältige Gelegenheiten für die Kinder zu schaffen ihre Lebenswelt zu entdecken und zu erforschen und dabei mit allem, was das Zusammenleben ausmacht, unvoreingenommen in Berührung zu kommen. Dazu gehört in der Grenzregion insbesondere auch das Kennenlernen der Nachbarn, ihrer Sitten und Bräuche, ihrer Kultur und Lebensweisen, und die authentische Begegnung mit ihrer Sprache.
Spielerisch und bestenfalls bei gemeinsamen Aktivitäten und Erlebnissen mit muttersprachlichen Bezugspersonen hat Ihr Kind so die Chance, sich frühzeitig Kompetenzen anzueignen, um im partnerschaftlichen Miteinander mit Menschen aus dem Nachbarland erfolgreich im Alltag der Grenzregion interagieren und kommunizieren zu können.
Wie wird dies in der Kita-Praxis umgesetzt?
Entsprechend des weit gefassten Verständnisses von früher nachbarsprachiger Bildung gibt es vielfältige Möglichkeiten, Modelle und Methoden, die je nach konkreten Bedingungen vor Ort in der pädagogischen Praxis in einer Kita umgesetzt werden. Dazu gehören z. B.:
- grenzüberschreitende Begegnungen und Unternehmungen mit Kindern einer Partnereinrichtung aus dem Nachbarland, bei denen die Kinder in direkten Kontakt kommen und einfache sprachliche Kompetenz und Verständnis für einander erwerben können,
- Angebote und Projekte zum Entdecken des Nachbarlandes, seiner Sprache, Traditionen, Bräuche etc., bei denen die in der Kita vorhandenen nachbarsprachlichen Kompetenzen (z. B. der Kinder, des Personals oder der Eltern) genutzt bzw. externe ExpertInnen (z. B. Sprachfachkräfte, Gäste aus dem Nachbarland) einbezogen werden,
- gemeinsame Aktivitäten mit den in der Kita betreuten Kindern aus dem Nachbarland unter aktiver Einbeziehung ihrer Sprachkompetenz,
- Betreuung durch muttersprachlich polnisches bzw. tschechisches Personal, das die Nachbarsprache in der Kommunikation mit den Kindern in Alltagssituationen nutzt.
Auch durch das Sichtbarmachen des Nachbarlandes und seiner Sprache in der Kita (z. B. durch mehrsprachige Beschriftungen) oder den Einbezug von kindgerechten Lernmaterialien rund um das Nachbarland, seine Sprache und Kultur (z. B. mehrsprachige Kinderbücher) kann der Grenzraum als Lebenswelt für alle lebendig werden.
Bestenfalls erlebt Ihr Kind dabei im Kita-Alltag den zwanglosen, natürlichen und wertschätzenden Umgang mit mehreren Sprachen und Kulturen durch authentische Kommunikation und Interaktion mit MuttersprachlerInnen in Alltagssituationen. Besonders intensiv, vielfältig und nachhaltig gelingt der Erwerb nachbarsprachiger und interkultureller Kompetenzen, wenn ein kontinuierliches Eintauchen in ein „Nachbarsprachbad“ (Immersion) im Kita-Alltag erfolgt und dieses mit regelmäßigen Begegnungen mit Kindern aus dem Nachbarland (z. B. im Rahmen einer Kita-Partnerschaft) verknüpft werden kann.
Es gibt also nicht DAS Modell für frühe nachbarsprachige Bildung in den Kitas der Grenzregion: Jede Art der Umsetzung, die die konkrete Situation und die Möglichkeiten vor Ort aufgreift und in der pädagogischen Arbeit im Kita-Alltag nutzt, ist ein wichtiger Beitrag, damit Ihr Kind von den besonderen Chancen des Lernorts Grenzregion in der authentischen Verknüpfung von Nachbarspracherwerb und interkulturellem Lernen in seiner Persönlichkeitsentwicklung und letztlich damit für seine Lebens- und Berufsperspektiven profitieren kann.
Was bringt das Ihrem Kind?
- Im gemeinsamen Spiel, im friedlichen Wettstreit oder in der Durchführung gemeinsamer Aktivitäten und Projekte erwirbt Ihr Kind soziale Kompetenzen, wie Gemeinschaftsfähigkeit, Toleranz und Akzeptanz gegenüber anderen Menschen, Kulturen und Lebensweisen.
- Es macht dabei Differenzerfahrungen zwischen Personen, auch in Bezug auf unterschiedliche Kulturen und Sprachen, kann sich mit dem Anderen und Anderssein auseinandersetzen und Strategien im Umgang damit erwerben.
- Beim Erkunden des Nachbarlandes bei Ausflügen, bei grenzüberschreitenden Begegnungen, Projekten zu Festen und Bräuchen etc. erlebt Ihr Kind seine Welt in einer gemeinsamen grenzüberschreitenden Region, erwirbt Wissen über und Verständnis für Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Nachbarn und nimmt bestenfalls die regionale Vielfalt als spannende Bereicherung für sich wahr.
- Dies alles ist stets eng verbunden mit Kommunikation und sprachlichem Austausch: Ihr Kind profitiert vom Kontakt mit der Nachbarsprache, entwickelt ein Bewusstsein für andere Sprachen und lernt unvoreingenommen und kreativ damit umzugehen.
Auf welchem Niveau Ihr Kind dabei die Nachbarsprache erwirbt, dies hängt insbesondere ab von
- der jeweiligen konkreten Umsetzung früher nachbarsprachiger Bildung in der Kita,
- den sprachlichen Einflüssen von Bezugspersonen in der Kita, in der Familie und in der Freizeit und
- deren wertschätzendem Umgang mit Mehrsprachigkeit und den Lernfortschritten Ihres Kindes insgesamt.
Wichtig ist, dass Ihr Kind das Sprachenlernen positiv und als bedeutsam für sein eigenes Handeln im Alltag erlebt. Je länger, intensiver und vielfältiger es in die Nachbarsprache „eintauchen“ kann, je höher die Qualität des nachbarsprachigen Inputs ist und je mehr das Kind im Dialog mit sprachlichen Vorbildern (Kinder und Erwachsene) einen emotionalen Bezug zu diesen aufbauen kann, desto nachhaltiger bilden sich (mehr-)sprachliche Kompetenzen heraus.
Eltern fragen – wir antworten!
Wie finde ich eine Kita mit einem nachbarsprachigen Bildungsangebot?
Derzeit unterbreiten rund 70 Kitas in den sächsischen Grenzlandkreisen zu Polen bzw. Tschechien und in der Stadt Dresden ein nachbarsprachiges Bildungsangebot und/oder pflegen eine Partnerschaft zu einer Kita im Nachbarland. Viele von ihnen präsentieren sich mit einem Steckbrief auf unserer Kita-Landkarte und/oder sprechen dies in ihren Kita-Konzeptionen bzw. ihren Internet-Auftritten an.
Informieren Sie sich im Internet oder fragen Sie dazu bei den Kita-Leitungen oder bei Ihrer Kommune oder bei Kita-Trägern explizit nach.
Und auch, wenn Sie in Ihrer Nähe zunächst nicht fündig werden: Es gibt zahlreiche weitere Kitas, in denen z. B. Kinder mit polnischem bzw. tschechischem Familienhintergrund betreut werden oder muttersprachlich polnisches bzw. tschechisches Personal arbeitet oder in denen grundsätzliches Interesse an der Umsetzung früher nachbarsprachiger Bildung besteht, dies aber aus verschiedensten Gründen derzeit nicht realisiert wird. Signalisieren Sie Ihr Interesse an früher nachbarsprachiger Bildung für Ihr Kind deshalb bei der Kita-Leitung und geben Sie, ggf. gemeinsam mit anderen Eltern, den Impuls, dass sich die Kita auf den Weg macht, diese in ihre pädagogische Arbeit zu integrieren. Wir als LaNa stehen den Kitas gern fachlich beratend und begleitend hinsichtlich der konkreten Umsetzungsmöglichkeiten vor Ort zur Verfügung.
In unserer Familie hat niemand Polnisch- bzw. Tschechisch-Kenntnisse. Wie können wir als Eltern unser Kind begleiten?
Vor allem durch Offenheit, Interesse und Wertschätzung für das, was Ihr Kind Neues in der Kita gelernt hat – auch oder gerade, wenn Sie das eine oder andere Wort oder einen Reim in der Nachbarsprache nicht verstehen.
Hier ein paar Tipps:
- Lernen Sie von Ihrem Kind. Ihr Kind macht es stolz, wenn es etwas kann, was Sie noch nicht können, und wenn es Ihnen etwas beibringen kann. Sie stärken damit sein Selbstbewusstsein, die Motivation und die Freude am Lernen. Ein schönes Beispiel liefert die Kita Juniorkiste in Eichigt: Hier entsteht ein gemeinsamer Nachbarsprachenschatz für Kinder und Familien – vielleicht ja auch eine Anregung für Ihre Kita?
- Beschäftigen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Kind mit der Nachbarsprache und -kultur. Anregungen und Materialien (z. B. Empfehlungen für zweisprachige Kinderbücher oder kleine Videos) finden Sie im Fundus.
- Entdecken Sie gemeinsam mit Ihrem Kind die Nachbarsprache, wenn sie mit ihm im Alltag unterwegs sind, z. B. auf dem Spielplatz oder im Supermarkt: Wo ist sie zu hören oder auch zu sehen? Vielleicht versteht Ihr Kind ja schon das eine oder andere Wort oder es erkennt, dass das Schriftbild anders aussieht und dass es so etwas schon in der Kita gesehen hat. In jedem Fall erfährt es, dass die Nachbarsprache zu seinem Lebensumfeld ganz selbstverständlich dazugehört und eine reale Bedeutung hat.
- Unternehmen Sie Familienausflüge ins Nachbarland, lernen Sie die vielfältigen familienfreundlichen Freizeitmöglichkeiten – vom Wandern in wunderschöner Natur bis hin zu interessanten Sehenswürdigkeiten wie Burgen, Schlösser und Museen – kennen und vergleichen Sie Bräuche und Traditionen unserer Nachbarn (z. B. zu Ostern oder zu Weihnachten) mit den Ihrigen. Auch hierzu finden Sie Anregungen und Materialien in unserem Fundus.
- Vielleicht gibt es in Ihrem Umfeld Familien mit nachbarsprachigem Hintergrund, mit denen Sie Kontakt knüpfen können? Oder es gibt grenzüberschreitend tätige Sport- oder Kulturvereine, die gemeinsame Freizeitaktivitäten anbieten? So können die Kinder gemeinsam spielen und es können kleine Freundschaften entstehen.
So kann frühe nachbarsprachige Bildung in der Kita nicht nur für Ihr Kind, sondern auch für Sie und die ganze Familie zu einer Bereicherung werden, Ihren Horizont erweitern und Sie werden gemeinsam viel Neues, Interessantes und Spannendes in Ihrem Lebensumfeld in der Grenzregion entdecken.
Drängen Sie Ihr Kind bitte bei all dem nicht, Worte oder Sätze in der Nachbarsprache zu sprechen. Berichtigen Sie es auch nicht, wenn es die Sprachen mischt. Und seien Sie auch nicht enttäuscht, wenn es einige Zeit braucht, um Gelerntes wiederzugeben. Dies alles sind ganz normale Entwicklungsschritte im Spracherwerbsprozess, die von verschiedenen, auch äußeren Faktoren abhängen. Jedes Kind hat dabei sein eigenes Lerntempo. Ihr Kind wird selbst den Zeitpunkt bestimmen, wann es erworbene Nachbarsprachkompetenzen passiv oder aktiv anwendet und es wird stolz darauf sein, wenn dies dann die entsprechende Wertschätzung durch Sie erfährt.
In unserer Familie wird Polnisch bzw. Tschechisch gesprochen. Soll unser Kind trotzdem eine Kita mit einem Nachbarsprachangebot besuchen?
Da spricht überhaupt nichts dagegen – im Gegenteil!
Wenn die Kita im Bereich der nachbarsprachigen Bildung aktiv ist, heißt dies, dass Ihre Familiensprache (Polnisch bzw. Tschechisch) in der Kita eine besondere Wertschätzung erfährt. Ihr Kind hat damit nicht nur die Chance, im Kita-Alltag in die deutsche Sprache als Umgebungssprache einzutauchen und diese spielerisch zu erwerben. Gleichzeitig erlebt es, dass auch seine Familiensprache (die Nachbarsprache) wichtig und wertvoll ist und dass es mit seiner Sprache und Kultur in der Kita willkommen ist.
Dies alles trägt maßgeblich zum Wohlbefinden Ihres Kindes in der Kita-Gemeinschaft bei:
- Vielleicht werden in der Kita noch andere polnischsprachige oder tschechischsprachige Kinder betreut, über die Ihr Kind spielerisch den Zugang zu anderen Kindern findet?
- Vielleicht gibt es Kita-Fachkräfte, die in der Nachbarsprache kommunizieren können oder sogar MuttersprachlerInnen sind und die Ihrem Kind über schwierige Situationen hinweg helfen können?
- Vielleicht finden grenzüberschreitende Begegnungen mit einer Kita aus dem Nachbarland statt, so dass Ihr Kind auch in der Kita ein Stück Ihrer Familiensprache und -kultur authentisch erlebt?
- Vielleicht werden im Morgenkreis Lieder in Ihrer Sprache gesungen oder in verschiedenen Alltagssituationen polnische/tschechische Redewendungen gebraucht und Ihr Kind kann stolz als Sprachmittler fungieren?
Sie müssen sich dabei keine Sorgen machen, dass der Erwerb der deutschen Sprache auf der Strecke bleibt. Vielmehr haben die Wertschätzung der Familiensprache und -kultur und das Wohlfühlen in der Kita erwiesenermaßen einen positiven Einfluss auf den Spracherwerbsprozess insgesamt – sowohl in der Familiensprache als auch in der Umgebungssprache Deutsch – und darüber hinaus auf die gesamte Persönlichkeitsentwicklung.
Und nicht nur Ihr Kind wird von diesem gelebten deutsch-polnischen/tschechischen Miteinander im Kita-Alltag profitieren. Auch für die anderen Kinder und Erwachsenen ist dies eine Bereicherung und bei vielen Aktivitäten der nachbarsprachigen Bildung ist nachbarsprachige Unterstützung gern gesehen. Bringen Sie sich deshalb auch in verschiedene Kita-Aktivitäten ein und bereichern Sie diese mit Ihrer Sprache und Kultur, z. B. indem Sie
- den Kindern in Ihrer Sprache vorlesen oder erzählen,
- zu Festen wie Ostern oder Weihnachten Ihre Traditionen für die Kinder erlebbar machen,
- gemeinsam mit ihnen kleine landestypische Gerichte kochen oder backen,
- die Kita-Gruppe bei Ausflügen ins Nachbarland begleiten
- …
Der Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt, wie auch das Beispiel der Kita Kinderschloss Groß Krauscha zeigt. Sprechen Sie die Betreuungsperson Ihres Kindes oder die Kita-Leitung gern darauf an.
Unser Kind bringt eine andere Herkunftssprache als D/PL/CZ mit in die Kita. Wird es mit einem Nachbarsprachangebot in der Kita überfordert?
Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass das menschliche Gehirn für Mehrsprachigkeit ausgelegt ist. Das Talent, beliebig viele Sprachen zu erwerben, ist uns in die Wiege gelegt. Etwa zwei Drittel der Weltbevölkerung wachsen mit zwei oder mehr Sprachen auf und kommunizieren darüber. Mehrsprachigkeit ist also Normalität, Einsprachigkeit die Ausnahme. Von Klein auf mehrere Sprachen erwerben zu können, ist eine Chance und grundsätzlich keine Überforderung.
Wenn Ihr Kind in einer sächsischen Kita betreut wird, dann hat es zunächst die besondere Chance im Kita-Alltag in ein deutsches Sprachbad einzutauchen und damit die deutsche Sprache spielerisch als Zweitsprache zu erwerben. Wie Sie dieses Aufwachsen mit zwei Sprachen in der Familie unterstützen können, dazu finden Sie z. B. in den Elterninformationsbriefen zur Mehrsprachigkeit wertvolle Hinweise.
Die Begegnung mit weiteren Sprachen und insbesondere auch der Nachbarsprache spiegelt die Realität in Ihrem Lebensumfeld in der Grenzregion wieder. In vielen Kitas werden auch Kinder mit polnischer oder tschechischer Familiensprache betreut oder es gibt polnisches oder tschechisches Personal, das in verschiedenen Alltagssituationen mit den Kindern auch in seiner Sprache spricht. Ihr Kind wächst im Kita-Alltag unvoreingenommen in diese natürlich gegebene Sprachenvielfalt hinein, lernt damit umzugehen und wird davon profitieren – wie die anderen Kinder auch.
Welchen Einfluss hat die frühzeitige Begegnung mit der Nachbarsprache auf den Erwerb der Muttersprache?
Die Forschung zeigt klar: Kinder sind in der Lage, bereits früh mehrere Sprachen gleichzeitig zu erwerben, ohne überfordert zu sein. Das Talent, beliebig viele Sprachen zu erwerben, ist uns in die Wiege gelegt. Auch die Fähigkeit, mit mehr als einer Sprache umzugehen, gehört zu den grundlegenden Fähigkeiten des menschlichen Gehirns. Von Klein auf mit mehreren Sprachen aufzuwachsen, ist grundsätzlich eine Chance und gut für die Entwicklung Ihres Kindes. Und: Sprachen lernen ist, wie oben erläutert, für Kinder in der frühkindlichen Phase „ein Kinderspiel“.
Spracherwerb – ganz gleich ob in der Muttersprache oder in einer weiteren Sprache – braucht allerdings ein anregendes Umfeld, das Ihrem Kind vielfältige Impulse für Interaktion und Kommunikation mit seiner Umwelt und mit seinen Bezugspersonen gibt. Es braucht einen reichhaltigen sprachlichen Input und sprachliche Vorbilder, von denen es sich angenommen und bei denen es sich geborgen und sicher fühlt.
Und hier sind vor allem auch Sie gefragt, liebe Eltern, wenn es um Ihre Muttersprache geht! Denn Sie sind die ersten und wichtigsten Bezugspersonen Ihres Kindes und damit auch das wichtigste Sprachvorbild. Sprechen Sie viel miteinander und mit Ihrem Kind in allen Situationen Ihres Familienalltags sowie im gemeinsamen Spiel, lesen Sie Bücher vor und erzählen oder erfinden Sie gemeinsam Geschichten und unterstützen Sie so den Erwerb der Muttersprache.
Gleichzeitig ist Ihre wertschätzende Haltung gegenüber allen Sprachen, die Ihr Kind in seinem Umfeld erlebt, eine wichtige Grundlage dafür, für Ihr Kind den Schatz des mehrsprachigen Aufwachsens zu heben. Geben Sie ihm die Möglichkeit die „Sprachen seiner Welt“ in möglichst vielen Situationen zu erleben und ermutigen Sie Ihr Kind seine Sprachkompetenzen anzuwenden. Ihr Kind wächst so ganz natürlich in unsere mehrsprachige Welt hinein und lernt unvoreingenommen mit anderen Sprachen und Kulturen umzugehen.
In der Kita-Gruppe meines Kindes gibt es viele polnische/tschechische Kinder. Leidet darunter seine deutsche Muttersprache?
Grundsätzlich gilt zunächst all das, was in der vorangegangenen Frage zum Erwerb der Muttersprache allgemein beantwortet wurde: Mit Kindern anderer Sprachen und Kulturen ganz natürlich und unvoreingenommen den Kita-Alltag gemeinsam zu verbringen, ist eine Chance und gut für die Entwicklung Ihres Kindes.
Spracherwerb – ganz gleich ob in seiner deutschen Muttersprache oder in einer weiteren Sprache – braucht immer ein anregendes Umfeld, das Ihrem Kind vielfältige Impulse für Interaktion und Kommunikation mit seiner Umwelt und mit seinen Bezugspersonen gibt. Es braucht einen reichhaltigen sprachlichen Input und sprachliche Vorbilder, von denen es sich angenommen, und bei denen es sich geborgen und sicher fühlt.
Ein solches anregendes, seinen Deutsch-Erwerb förderndes Umfeld findet Ihr Kind nicht nur in der Kita – in der es von deutschsprachigem Personal betreut wird, mit anderen deutschsprachigen Kindern spielt usw. Es findet es zuallererst in Ihrer Familie, denn Sie sind seine ersten und wichtigsten Bezugspersonen und damit auch seine wichtigsten Sprachvorbilder. Es findet es in Ihrem Freundes- und Bekanntenkreis, bei allen Alltagstätigkeiten, die Sie mit Ihrem Kind gemeinsam ausführen, es findet es auf dem Spielplatz, bei Freizeitbeschäftigungen und Veranstaltungen, in den Kinderbüchern und Geschichten, die Sie ihm vorlesen oder erzählen, …
Ihr Kind wächst in einem Lebensumfeld auf, in dem die deutsche Sprache – also Ihre und seine Muttersprache – „von Hause aus“ dominiert. Die Begegnung und das gemeinsame Spiel mit Kindern anderer Sprachen und Kulturen in der Kita ist deshalb für Ihr Kind eine spannende Bereicherung und eine Chance seine Fähigkeiten weiterzuentwickeln. Es lernt damit umzugehen und wird davon profitieren.
Fundus an weiterführenden Informationen
Sie wollen gemeinsam mit Ihrem Kind spielerisch Sprache, Kultur und Traditionen des Nachbarlandes entdecken?
Dann lassen Sie sich von unseren drei Freunden Biedronka, Maus und Žába mit auf eine spannende Reise durch das Jahr mitnehmen. Sie geben Ihnen nicht nur vielfältige Anregungen für Familienausflüge ins Nachbarland. Es gibt auch interessante Informationen zu Traditionen und Bräuchen, Rezepte, Bastelanleitungen und Spiel- und Lernmaterialien zum kostenlosen Herunterladen.
Gemeinsam mit Ihren Kindern in die Nachbarsprache eintauchen können Sie z. B. mit kleinen Videosequenzen „Kinderleicht Polnisch lernen“ bzw. „Kinderleicht Tschechisch lernen„.
Empfehlungen für deutsch-polnische bzw. deutsch-tschechische Kinderbücher finden Sie in der Materialbibliothek auf der Nachbarsprachplattform. Außerdem sind dort auch zahlreiche kindgerechte Spiel- und Lernmaterialien zusammengestellt. Nutzen Sie dafür die Filterfunktion.
Sie wollen mehr erfahren über mehrsprachige Erziehung und nachbarsprachige Bildung?
Wir haben für Sie exemplarisch weiterführende Informationsmedien zusammengestellt:
Zum Warum der Nachbarsprachförderung:
Zur nachbarsprachigen Bildung in sächsischen Kitas:
- Elternbroschüre zum Sächsischen Bildungsplan
- Orientierungsrahmen „Nachbarsprachen in Kitas in Sachsen“
- Witaj – ein Geschenk für Ihr Kind
- Sprachen lernen mit Immersion
Zum mehrsprachigen Aufwachsen allgemein:
- Mit zwei Sprachen groß werden: Mehrsprachige Erziehung in Familie, Kindergarten und Schule (Elke Montanari)
- Elterninformationsbriefe zur Mehrsprachigkeit (LakoS)
- Themenseite „Mehrsprachigkeit“ auf www.kindergesundheit-info.de
- Themenseite „Mehrsprachigkeit“ auf www.griffbereit-rucksack.de
- Portal zweisprachigkeit.net
- Themenseite für Familien des Netzwerks für harmonische Mehrsprachigkeit
- Kindlicher Spracherwerb in mehrsprachigen Familien (Faltblatt des Bundesverbandes für Logopädagie)
- Schauen Sie auch in die Materialbibliothek auf der Nachbarsprachplattform. Dort finden Sie zahlreiche weitere Elternratgeber und Fachpublikationen rund um mehrsprachige Erziehung. (Nutzen Sie die entsprechende Filterfunktion.)
- Nutzen Sie gern das Online-Beratungsangebot des BEFaN Beratungszentrums für Mehrsprachigkeit Berlin, um allgemeine Informationen zu mehrsprachiger Erziehung zu erhalten. Das Angebot ist kostenfrei und u. a. in deutscher Sprache über eine Online-Terminvereinbarung möglich und findet über einen individuellen Zugangslink auf Zoom statt.
Zum Spracherwerb und zur Sprachförderung Ihres Kindes allgemein:
- Wie Kinder Sprachen lernen: Und wie wir sie dabei unterstützen können (Rosemarie Tracy)
- Themenseite Grundzüge der Sprachentwicklung auf www.kindergesundheit-info.de
- Elternportal „Sprechen macht schlauer“
- Programm „Lesestart 1-2-3“ zur Sprach- und Leseförderung für Familien mit Kindern im Alter von einem, zwei und drei Jahren
- Nutzen Sie gern auch das Angebot einer kostenlosen telefonischen Beratung des SprachCafé Polnisch – Offener Begegnungsort für Sprache und Kultur in Berlin: Eine Beratung ist kostenfrei und werktags zwischen 10:00 und 12:00 Uhr möglich unter +49 30 340623470.
Sie wollen sich mit anderen darüber austauschen oder suchen Rat?
Austauschplattformen für Eltern, die sich explizit der nachbarsprachigen oder allgemein der mehrsprachigen Bildung im frühkindlichen Bereich widmen, sind – wenn überhaupt vorhanden – regional oder lokal organisiert.
- Suchen Sie vor Ort den Kontakt mit anderen Eltern und organisieren Sie z. B. einen Elternabend zum Thema in Ihrer Kita.
- Gibt es in Ihrer Kita eine Sprach-Fachkraft, dann steht diese Ihnen gern unterstützend zur Seite.
- Auch die Kita-Fachberatungen des Kita-Trägers oder des Jugendamtes sind für Sie AnsprechpartnerInnen.
Der Verband binationaler Familien und Partnerschaften hat ein Fachzentrum Mehrsprachigkeit eingerichtet. Hier finden mehrsprachige Eltern, Kinder und Jugendliche einen „Raum“ für den Austausch untereinander.
Beratung können alle Eltern in Anspruch nehmen, wenn
- sie sich Sorgen um die Sprachentwicklung Ihres Kindes machen,
- sie unsicher im Umgang mit den verschiedenen Sprachen sind,
- es im Kindergarten oder in der Schule Probleme mit den Sprachen gibt,
- ihr Kind sich über längere Zeit weigert, mit anderen Personen zu sprechen.
Suchen Sie das Gespräch mit den Kita-Fachkräften, die Ihr Kind betreuen, und wenden Sie sich bei Bedarf bitte an Kinderärzte, Logopäden, Sprach- und Hörberatungsstellen, Erziehungsberatungsstellen oder Interkulturelle Einrichtungen (siehe Faltblatt des Bundesverbandes für Logopädagie).
Weitere Angebote:
- Einen Beratungsservice für Familien bietet auch das Netzwerk für harmonische Mehrsprachigkeit habilnet an.
- Eine telefonische Beratung bietet das SprachCafé Polnisch – Offener Begegnungsort für Sprache und Kultur in Berlin: Eine Beratung ist kostenfrei und werktags zwischen 10:00 und 12:00 Uhr möglich unter +49 30 340623470.
- Das Online-Beratungsangebot des BEFaN Beratungszentrums für Mehrsprachigkeit Berlin bietet allgemeine Informationen zu mehrsprachiger Erziehung. Das Angebot ist kostenfrei und u. a. in deutscher Sprache über eine Online-Terminvereinbarung möglich und findet über einen individuellen Zugangslink auf Zoom statt.
Sie wollen auf dem Laufenden bleiben?
Dann empfehlen wir Ihnen die Online-Medien der Sächsischen Landesstelle für frühe nachbarsprachige Bildung:
Hier erscheinen regelmäßig neue Beitrage zu aktuellen Themen und Entwicklungen rund um frühe nachbarsprachige Bildung in Kitas in den sächsischen Grenzregionen und darüber hinaus.